Interview mit André Wernli, Bereichsleiter bei Caritas, Bern über seine Erfahrungen bei der Übernahme eines neuen Teams.

André hatte das Team vor 2 Jahren übernommen und hatte zum Ziel, dieses agil zu führen. Ich habe mit ihm über seine Erfahrungen zur agilen Teamführung in der Praxis gesprochen und wollte kurz und knapp wissen, was genau hat er gemacht (Erfolgsfaktoren) und was hat sich dadurch bei ihm und in seinem Team geändert?

 

Agile Teamführung

Was waren Deine 3 Erfolgsfaktoren bei der agilen Teamführung?

André: Also wichtig ist es am Anfang, sich nicht in das Micro-Management reinziehen zu lassen. Also habe ich in den anfänglichen Bilas allen verboten, mit der Frage zu kommen: „Was soll ich machen?“ Sondern ich habe klar geäussert, dass ich von jedem erwarte, dass er bereits mit alternativen Ideen oder Lösungsvorschlägen ins Gespräch kommt. Das Ziel dahinter war natürlich, die Eigenständigkeit von allen zu stärken.

Dann waren anfangs alle völlig überlastet, aber es gab gar keine Übersicht. Also habe ich vorgeschlagen, dass wir ein Fall-Board einführen und jeder sein Dossier mit einem Post-it aufklebt. Also im Grunde genommen ein Kanban-Board, aber ich habe es anders genannt, weil es sonst alle verschreckt hätte. Über das Fall-Board waren anfangs gar nicht alle begeistert, weil es ja auch zu Transparenz führt. Ich habe dann den Vorschlag gemacht, dies als Pilot zu sehen, wir haben dann später nie mehr darüber gesprochen. Jedenfalls gab es dann täglich 15 min Stand-up Meetings stehend vor dem Fall-Board. Jeder konnte dann kurz berichten, wo er steht und wo er noch Unterstützung benötigt. Darüber haben wir dann relativ schnell die Anzahl der offenen Dossiers verringern können.

Die Zielvereinbarungen für jeden Einzelnen habe ich abgeschafft. Ich habe mit jedem noch ein Mitarbeitergespräch geführt und danach nie mehr. Ziele gibt es jetzt nur noch für das Team. Durch die täglichen Stand-up Meetings wussten wir ja gegenseitig was läuft.

  1. die Frage „Was soll ich machen?“ verboten
  2. Kanban-Board + daily Stand-up Meetings eingeführt
  3. Individuelle Zielvereinbarungen abgeschafft

Was hat sich dadurch für Dich und das Team verändert?

André: Nach einem dreiviertel Jahr hatte ich kaum noch etwas zu tun! Und auch unsere zweiwöchentlichen Teamsitzungen dauerten dann nur noch 30 min. Bevor ich kam, gingen die noch 10 Stunden. Jetzt ist auch ein Roll-out für die gesamte Organisation geplant.

Zeit gewonnen für strategische Themen und Roll-out

Was sind Deiner Meinung nach die Grundvoraussetzungen für eine agile Teamführung

André: Du musst Deinem Team zu 100% vertrauen. Daher besprechen wir jetzt auch die Budgets gemeinsam, auch weil die Eigenverantwortung und der Blick für das gesamte Team gestiegen ist.

Vertrauen

Andrés Erfahrungen zeigen, dass es bei der agilen Teamführung vor allem darauf ankommt, sein Team zu befähigen eigenständig Lösungen zu finden und als Führungskraft Verantwortung an das Team abzugeben. Nur so haben Sie als Führungskraft die Chance, wieder mehr Zeit für die Steuerung Ihres Bereiches zu gewinnen.

Sie wollen Ihr Team auch agil führen? In meinem Workshop agile Teamführung üben wir u.a. die Gesprächsführung im Bila und Sie lernen Methoden kennen, die Ihnen bei der agilen Teamführung helfen.