Mit Ihnen ist eine Zielvereinbarung abgeschlossen worden, wahrscheinlich mit einer Kosten- oder Umsatzverbesserung, Qualitäts- und/oder Sicherheitsverbesserung und Diverses mehr. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn Sie Glück haben, haben Sie nur 5 Ziele, wenn Sie Pech haben, sind es auch schon mal 10. Und dann? Verschwindet sie in der Ablage. Grob haben Sie das noch im Kopf, aber spätestens ab Mitte des Jahres, gehen auch schon mal die einen oder anderen Ziele „geistig“ verloren. Diese starre Art der Unternehmensführung ist aus meiner Sicht überholt. Wie die agile Unternehmensführung mit OKR zu mehr Fokussierung und Transparenz in der Zielerreichung führt, lesen Sie in diesem Artikel…

OKR-Methode

OKR (Objectives & Key Results) stellt im Gegensatz zur klassischen Jahresplanung und daraus abgeleiteten Zielvereinbarung einen agilen Führungsansatz zur strategischen Planung und Umsetzung der Unternehmensziele dar. Was OKR genau ist, lesen Sie im Blog „Strategische Ziele planen und umsetzen mit der OKR-Methode“. In diesem Artikel gehe ich darauf ein, welche Veränderungen durch OKR im Unternehmen entstehen, um das Unternehmen voranzutreiben. Denn dies ist das Ziel von OKR: eine einfache und flexible Umsetzung der Unternehmensstrategie, in der die Mitarbeitenden eingebunden sind. Doch was bedeutet das konkret?

 

Fokussierung auf strategische Themen der Unternehmensführung

 

Bei OKR konzentrieren Sie sich auf das, was wirklich hilfreich für die Strategie ist. Das sind im Top-Management maximal 5 Ziele (Objectives)! Und nein, ein EBIT-Ziel ist hier nicht wirklich sinnvoll. Natürlich geht es bei den meisten Unternehmen darum, einen Gewinn zu erwirtschaften, doch haben Sie Ihre Prozesse und Zuständigkeiten im Griff, dann sollte es auch mit dem Gewinn gut aussehen. Und es bedeutet natürlich auch nicht, dass Sie Ihren Umsatz und Ihre Kosten nicht messen. Doch das machen Sie ja sowieso!

Bei OKR konzentrieren Sie sich wirklich auf Ihre strategischen Themen: Vielleicht wollen Sie Ihr internationales Geschäft ausbauen oder Ihren Produktionsablauf so optimieren, dass es keine Rückstände mehr gibt? Überlegen Sie sich wirklich, was das Wichtigste in dem kommenden Jahr ist und warum? Und wenn Sie das wissen, dann formulieren Sie dies folgendermassen:

  • Qualitativ und übergeordnet (sodass alle nachfolgenden Abteilungen ihre Ziele daraus ableiten können)
  • Umsetzbar (sie wollen es ja in diesem Jahr erreichen)
  • Mit einer Balance zwischen inspirierend und erreichbar
  • Abgeleitet von Ihrem Unternehmensleitbild (denn wenn das nicht zusammenpasst, stimmt entweder Ihr Leitbild oder Ihr Ziel nicht!)

Jetzt wissen Sie, was Sie auf der Ebene Top-Management und entsprechend passend in den unteren Ebenen erreichen wollen.

 

Radikale Transparenz auf allen Ebenen

 

Nun müssen Sie noch definieren, wie Sie dies erreichen wollen:  Dies sind Ihre Schlüsselergebnisse (Key Results). Pro Ziel sind dies maximal 4 Schlüsselergebnisse.

Beispiel einer deutschen Lebensmittelkette:

  • Vision: Wir lieben Lebensmittel
  • Unternehmens-Ziel: Wir haben eine Markt-Community für gesunde Lebensmittel aufgebaut
  • 3-Monats-Ziel auf Unternehmens-Ebene: Wir etablieren gesunde Lebensmittel
  • Schlüsselergebnisse:
    • X zuckerfreie Süssigkeiten verkaufen
    • Y Kalorienfreie Zucker verkaufen
    • Z Produkte identifizieren, für die wir gesündere Alternativen anbieten können

Die Ziele und die Schlüsselergebnisse werden in der sogenannten OKR-Liste für alle sichtbar hinterlegt. Will sagen: Auch der Mitarbeitende auf der untersten Ebene (Einkäufer, Marketing-Experte) kann sehen, wie Sie und Ihr Team – auch auf Top-Ebene – bei der Zielerreichung abschneiden! Das war früher undenkbar. Zu meiner Zeit bei DB Cargo (dies ist zugegebener Massen schon ein wenig her) wurden Zielvereinbarungen noch geheim gehalten. Als ich meine Ziele damals trotzdem meinem Team gezeigt habe, waren alle ganz erschrocken. Aber wie wollen Sie denn Ziele erreichen, wenn sie keiner kennt? Und wie läuft es heute bei Ihnen ab? Kennt Ihr Team Ihre Ziele?

 

Mehr Transparenz bei der Zielerreichung durch die agile Unternehmensführung mit OKR

 

Bonizahlungen und OKR funktionieren nicht gut zusammen! Dies ist aus meiner Sicht sogar die tiefgreifendste Veränderung überhaupt, da in den meisten Firmen Zielvereinbarungen heute noch sowohl Einzel-Ziele beinhalten als auch mit Boni verbunden sind. Meine Erfahrungen mit diesem System sind katastrophal! Nicht nur dass oftmals ein gigantisches Monstrum entwickelt wird, um diesen Prozess alljährlich professionell mit einem IT-Programm abzuwickeln. Das Ziel-Gespräch an sich dient oft nur noch der Systembefriedigung und die Einzel-Ziele führen zu massiven Grabenkämpfen, welche viel Energie und Nerven kosten. Und wozu das Ganze?

 

Die OKR-Methode setzt auf Team-Ziele

 

Aber vielleicht funktioniert bei Ihnen dieses System der individuellen Zielvereinbarung ganz gut. Dann können Sie dies auch parallel weiterführen. Die OKR-Ziele jedenfalls bleiben auf Team-Ebene. Weiterhin kann es sein, dass auch Nachbarteams auf die gleichen Ziele hinarbeiten, so dass regelmässige Absprachen und somit die Zusammenarbeit gefördert wird. Egoismus einzelner oder Abschottungen von Teams (wir sind die Besten) werden nicht mehr gefördert.

 

Die agile Unternehmensführung betrachtet kurze Zyklen

 

Die Jahresziele werden auf Quartals-Ziele (oder auch noch kürzer, sofern notwendig) heruntergebrochen. Nach jedem Zyklus kommen alle Teams zusammen und klären sowohl die Zielerreichung als auch die Art der Zusammenarbeit (Retrospektive). Alle stehen zusammen vor einem Board und diskutieren regelmässig. Das ist natürlich anfangs ungewohnt. Doch stellen Sie sich vor, welche Energie dadurch geweckt wird und wie das die Zielerreichung positiv beeinflussen kann!

 

OKR fördert das eigene Denken der Mitarbeitenden

Dies gelingt natürlich auch dadurch, dass die Teams selber ihre Schlüsselergebnisse entwickeln. Abgeleitet von den Unternehmenszielen leiten sich die Teams selber (es muss hier nicht rein kaskadiert ablaufen) sowohl die passenden Team-Ziele als auch Schlüsselergebnisse ab. Dies erfordert sowohl ein Umdenken bei den Mitarbeitenden als auch bei den Chefs. Eine rein hierarchische Führung funktioniert hier nicht mehr. Die Manager müssen bei OKR in die Coaching-Rolle wechseln. Doch sind dies die meisten Chefs gar nicht gewohnt. Und die meisten Mitarbeitenden auch nicht. Diese Veränderung auf beiden Seiten auszuhalten und nicht zurück in das gewohnte Schema zu verfallen: „Chef sagt, Mitarbeiter macht“ ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung!

 

Unser interaktiver Online-Workshop agile Teamführung gibt Ihnen hierzu kurz und knackig (4,5 h) eine Übersicht zu:

  1. agile versus hierarchische Führung: was ist agile Führung und wo eignet sie sich?
  2. Anwendung von agilen Gesprächsmethoden für die Teamführung, welche auch in hierarchischen Organisationen möglich ist
  3. Online-Tools für die virtuelle und agile Teamführung