Ende November habe ich einen Strategie-Workshop mit einer Geschäftsleitung in Berlin gehalten. Das Ziel: eine neue Organisationsstruktur finden. Denn die heutige Struktur verhindert übergreifendes Abteilungsdenken. Dadurch werden die Mitarbeiterkapazitäten nicht optimal für die Projekte eingesetzt. Das führt zu Frust unter den Abteilungsleitern. Auch die Kunden bemerken bereits die schlechte Abstimmung. Doch welche Organisation steuert nun besser die Prozesse und Entscheidungsfindungen? Ist es die althergebrachte hierarchische Führung, eine Matrix-Organisation oder etwas Neues? Das Grundproblem traditioneller Organisationstrukturen ist darin begründet, dass Hierarchie nicht mit Komplexität umgehen kann. Könnte eine agile Struktur helfen?
Merkmale agiler Führung
Frederic Laloux trifft mit seinem Buch „Reinventing Organizations“ den Nerv der Zeit. Das Buch untersucht mögliche Organisationsformen der Zukunft basierend auf verschiedenen Führungsmethoden und gibt einen Leitfaden zu sinnstiftenden Formen der Zusammenarbeit. Laloux sieht das Ziel evolutionärer, agiler Organisationen im Sinn begründet. Wohingegen traditionelle Organisationen den Profit in den Vordergrund stellen.
„Der Gewinn ist wie die Luft, die wir atmen. Wir brauchen die Luft, um zu leben, aber wir leben nicht, um zu atmen.“ (Laloux 2014, S.197) Dieses Zitat verdeutlicht, dass der Gewinn zwar nicht unberücksichtigt bleibt, jedoch nicht im Vordergrund steht. Stattdessen schaffen evolutionäre Organisationen drei Durchbrüche, die das Management, wie wir es bisher kannten, verändern:
- Selbstführung
- Ganzheit
- Evolutionärer Sinn
Weg von hierarchischen, bürokratischen Pyramiden
Selbstführung bedeutet, dass evolutionäre Organisationen vollständig ohne Hierarchie funktionieren. Agile Führungsstrukturen bedienen sich der kollektiven Intelligenz und verteilen die Autorität auf die Mitarbeitenden. Das Prinzip der Selbstführung ermöglicht es jedem/r Mitarbeiter/in Entscheidung eigenverantwortlich auf Basis des Wissensaustausch mit anderen Kollegen zu treffen.
Der zweite Durchbruch bezieht sich darauf, die Arbeit als einen Ort zu sehen, an dem wir uns persönlich zeigen und einbringen können, anstatt eine professionelle Maske zu tragen. Das Prinzip der Ganzheit besagt, dass Menschen nicht nur einen kleinen Teil von sich selbst und ihrem Leben mit in die Arbeit bringen, sondern sich vollständig von ihrer persönlichen und emotionalen Seite einbringen können. Evolutionäre Organisationen unterstützen ihre Mitarbeitenden dabei, authentisch sein zu können. Sie haben Praktiken implementiert, die Raum für Begegnung, Austausch und Reflexion bieten.
Der evolutionäre Sinn meint, dass agile Organisationen weg vom Vorhersagen, Planen und Kontrollieren hin zu einem Modus des Lauschens und Wahrnehmens wechseln. Dadurch wird das Verständnis für die Organisation geförder und in welche Richtung sich diese als Gesamtheit entwickeln will.
Gemeinschaft im Fokus
Fakt ist: In einer agilen Kreisstruktur regiert die Gemeinschaft und nicht der Geschäftsführer alleine. Dies beutetet, dass sich alle einem gemeinsamen Ziel verpflichten und auch im Sinne dieses Ziel entscheiden sollten. Ein übergreifendes Abteilungsdenken wird mit der agilen Führung auf jeden Fall gefördert!