Diesen Juli habe ich einen Strategie-Workshop (WS) in einem Unternehmen mit Ingenieur-Tätigkeiten durchgeführt, erstmalig nach gefühlter Ewigkeit als Präsenz-WS. Die Dynamik bei den Diskussionen war grossartig – viel spontaner und intensiver als dies Online möglich ist. Aber dies sei nur am Rande bemerkt und ich bin auch kein Online-Gegner, denn ich finde die Online-Möglichkeiten sensationell.

Ich möchte in diesem Beitrag sowohl auf das mobile Arbeiten als auch auf den Umgang mit Mitarbeitenden, die die Freiheiten ausnutzen, eingehen. Vielleicht ist das in Ihrem Unternehmen auch gerade ein Thema.

Was wir von Start-ups lernen können

Wie weiter mit dem mobilen Arbeiten? Und was tun mit den Ausnutzern?

Zurzeit stellen sich wahrscheinlich viele Geschäftsleitungen die Frage: Wie geht es nach bald 1,5 Jahren im mobilen Arbeiten nach der Pandemie weiter? Dem o.g. Strategie-WS lag die Annahme zugrunde, dass die Pandemie bald zu Ende geht (was hoffentlich auch so eintrifft). Soll den Mitarbeitenden auch nach der Pandemie mobiles Arbeiten ermöglicht werden? Und wie sieht es mit der Gleitzeit aus? Sollen auch hier die Freiheiten erweitert werden?

 Trotz viel Zweifel vor der Corona-Zeit: Mobiles Arbeiten funktioniert!

Hintergrund der Diskussion waren folgende Beobachtungen seitens der Geschäftsleitung:

      • Mobiles Arbeiten ist nicht in allen aber in sehr vielen Bereichen möglich und funktioniert.
      • Vor allem die jüngeren Mitarbeitenden erwarten generell viel mehr Freiheiten in der Arbeitszeitgestaltung.
      • Neue und sogar erfahrene Mitarbeitende zu rekrutieren (vor allem Ingenieure) ist zurzeit ausgesprochen schwierig. Das bedeutet im Umkehrschluss, die vorhandene Mannschaft soll sich an das Unternehmen gebunden fühlen.

    Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit durch mehr Freiheiten

    Mit dem Ziel, die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern bzw. die Unternehmensattraktivität zu steigern, wurde dann auch beschlossen:

        • 40% der monatlichen Arbeitszeit durch mobiles Arbeiten zu ermöglichen und
        • Mitarbeitende können 5 Gleittage am Stück zu nehmen

    Es wurden noch weitere Massnahmen erarbeitet, aber auf die möchte ich in diesem Beitrag nicht eingehen.

    Jetzt mögen Sie sich als LeserIn vielleicht wundern und fragen: Was ist daran besonders? Das haben wir schon lange. Doch für ein Unternehmen, in dem es vor der Pandemie kaum mobiles Arbeiten gab, ist dies ein grosser Schritt. Und das Ringen und Diskutieren um diese Themen haben mir gezeigt: mobiles Arbeiten wird nach der Pandemie wahrscheinlich nicht in allen Firmen selbstverständlich weitergeführt. Denn dafür braucht es Vertrauen! Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema wären: Führen mit Vertrauen.

      Misstrauen bei Wenigen = Bestrafung für alle?

      In Bezug auf neue Regeln bedeutet es: Sie sollten für die Mehrheit der Mitarbeitenden gelten und nicht für einzelne Ausreisser. Und das gilt auch umgekehrt: Massnahmen sollten eingeführt werden, auch wenn möglicherweise einige Wenige dies ausnutzen.

      Natürlich war in der Diskussion immer wieder genau von diesen Ausreissern die Rede. Von denen, die das Vertrauen ausnutzen oder die alle Tricks kennen, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Und möchte man als Vorgesetzter einer Person, von der man ahnt, dass sie die 40% mobiles Arbeiten zum eigenen Vorteil ausnutzen wird, dies erlauben? Nein, möchte man wahrscheinlich nicht. Ich jedenfalls nicht.

      Doch hier gibt es aus meiner Sicht zwei klare Botschaften:

      1. Regeln (z.B. für das mobile Arbeiten) müssen für die Allgemeinheit der Mitarbeitenden konzipiert werden
      2. Mitarbeitenden, denen ich als Vorgesetzte nicht vertraue, müssen geführt werden: klare Ansagen, konsequentes Handeln bei Nichteinhaltung, ggfs. Wechsel und/oder Fortbildung und im Extremfall Trennung

      Denn sonst passiert es, dass wegen fehlender Führung des Vorgesetzten die meisten gut arbeitenden Mitarbeitenden z.B. durch Nicht-Einführung der mobilen Arbeit „bestraft“ werden. Und das erhöht auf keinen Fall die Mitarbeiterzufriedenheit und schon gar nicht bei den Jüngeren.

      Möchten Sie auch einen Strategie-WS durchführen oder Führungsthemen besprechen?

      Dann sprechen Sie mich doch direkt an. Gerne wir für Sie einen individuellen Workshop konzipieren.