Die schnell voranschreitende Digitalisierung geht mit disruptiven Veränderungsprozessen einher (z.B. verändern sich gerade im Schweizer Rund- und Fernsehen (SRF) die Nachrichtenformate, siehe Artikel der HZ vom 14.10.2020). Die gesamte Organisation ist betroffen und vor allem die Arbeitsweise der Mitarbeitenden und die Zusammenarbeit. In diesem Zusammenhang wird die Unternehmenskultur oft übersehen, spielt jedoch eine zentrale Rolle im Transformationsgeschehen. Um Veränderungen erfolgreich zu bewältigen und aufgeschlossen gegenüber dem Neuen zu sein, braucht es daher ein begleitendes Transformations- und Change-Management…

Silo-Denken erschwert häufig den Transformationsprozess und gefährdet den Erfolg von Digitalisierungsprojekten. Das Problem sind alte, gewachsene Strukturen und starre Hierarchien, die die Silos prägen. Innerhalb der einzelnen Silos entstehen Subkulturen. In vielen Unternehmen wird nicht an einem Strang gezogen und an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet, um die Unternehmensziele zu erreichen. Doch zur erfolgreichen Implementierung von Digitalisierungsprojekten ist es zwingend notwendig, diese Silos zu eliminieren, indem starre Hierarchien aufgebrochen und der abteilungsübergreifende Austausch, die Zusammenarbeit und agile Prozesse im Unternehmen gefördert werden. Hierzu braucht es ein Change-Management im Unternehmen.
Starre Hierarchien verhindern eine erfolgreiche Digitalisierung
Die Kommunikation und Interaktion innerhalb einer Organisation beschränken sich häufig auf den Austausch zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitenden und zwischen den verschiedenen Führungsebenen. Diese Unterteilung wirkt sich auch auf den Informationsfluss im Unternehmen aus.
Denn die hierarchische Struktur findet sich auch im Kommunikationsprozess wieder. Der Mitarbeiter schreibt eine E-Mail an seinen Vorgesetzten, die mittlere Führungsebene kommuniziert Richtung C-Level und die einzelnen Führungskräfte kommunizieren innerhalb ihrer Ebene.
Der Informationsfluss beschränkt sich daher auf das Silo, von dem die Informationen erzeugt und bereitgestellt werden. Nur wenige Organisationen haben heute einen Informationsprozess implementiert, der das Unternehmen als Ganzes mit Informationen versorgt und den übergreifenden Informationsfluss fördert. Der internen Vernetzung wird in den meisten Organisationen zu wenig Beachtung geschenkt. Obwohl eine bessere Vernetzung den Informationsfluss und Wissenstransfer begünstigen würde. Diese Veränderungen plant nun offensichtlich auch Nathalie Wappner, die neue Chefin der SRF. Die Fürstentümer sollen nun aufgebrochen, reorganisiert und agiler werden.
Ursachen von Silodenken?
Das Silo- und auch Konkurrenzdenken entsteht zum einen dadurch, dass Abteilungen als Unternehmen in Unternehmen geführt werden. Es gibt unterschiedliche Abteilungsziele und es wird um Budgets und Ressourcen gestritten. Ein weiteres Problem ist die oftmals starke fachliche Spezialisierung der einzelnen Abteilungen. Zudem wird das Silodenken durch den fehlenden (informativen) Austausch und eine schlechte interne Vernetzung der Mitarbeiter verstärkt. Es mangelt an Verständnis für andere Bereiche, weil nicht klar ist, was die anderen Bereiche tun.
Change-Management in Transformationsprojekten
Um diese Silos aufzulösen, muss sowohl die Organisationsstruktur betrachtet und optimiert werden als auch die Unternehmenskultur. Zum einen empfiehlt es sich eine Prozessorganisation einzuführen und zum anderen ist es wichtig, die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung der Mitarbeitenden im Unternehmen zu stärken. Darüber hinaus braucht es aus meiner Sicht einen agilen Team- und Unternehmensführungsansatz, um das Unternehmen für die Zukunft aufzustellen.
Netzwerken unter Mitarbeitenden bringt die Transformation voran
Eine Lösung könnte hier auch die Einführung von OKR sein (siehe agile Unternehmensführung mit OKR). OKR fördert einerseits die klare Fokussierung auf die gemeinsamen Ziele und bringt die Mitarbeitenden regelmässig bei den Reviews und Retrospektiven auch organisationsübergreifend ins Gespräch.
Weiterhin kann der Austausch durch interne Netzwerkveranstaltungen gefördert werden. So werden Schnittstellen zwischen den verschiedenen Unternehmensbereichen geschaffen und Unternehmen profitieren zugleich von einer größeren kollektiven Intelligenz durch das Zusammenbringen verschiedener Wissensträger im Unternehmen. Dies wirkt sich auf positiv auf das Wissensmanagement Ihres Unternehmens aus.
Auch One-to-one-Meetings wie z. B. Lunch-Dates zwischen Mitarbeitern aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen sorgen für eine bessere Vernetzung innerhalb der Organisation und tragen dazu bei, Silos abzubauen.