Werden Sie auch noch geführt wie ein Schaf? Dann habe ich einen Buchtipp für Sie: Der Bienenhirte – Über das Führen von selbstorganisierten Teams, von Rini van Solingen

Letztens war ich trotz Corona mal wieder auf einer längeren Zugreise und hatte endlich Zeit, mir die Buchempfehlung „Der Bienenhirte“ als Hörbuch anzuhören (Dauer 3:14). Und dabei habe ich eine neue Analogie erfahren:

  • Der Schafhirte mit seinen Schafen repräsentiert das heute überwiegende hierarchische Führungssystem
  • Der „Bienenhirte“ oder Imker mit seinen vielfach skalierbaren Bienenvölkern repräsentiert selbstorganisierte Teams

 

 

 

Führen von selbstorganisierten Team

Rezension zum Buch: Der Bienenhirte – Über das Führen von selbstorganisierten Teams

Ich fand das Buch sehr kurzweilig und gut strukturiert. Die ganze Theorie des Bienenhirten-Modells und dem Führen von selbstorganisierten Teams ist in eine fiktive Geschichte eingebunden, welche die Schwierigkeiten bei der Umstellung von hierarchisch geführten Teams zu selbstorganisierten Teams sehr gut aufgreift. Von daher kann ich klar eine Lese-Empfehlung aussprechen. 

Hier kurz zusammengefasst das Bienenhirten-Modell zur Führung von selbstorganisierten Teams:

1. Persönliche Veränderung:
Die Veränderung als Führungskraft von einem selbstorganisierten Team beginnt bei der Führungskraft selbst. Ist sie bereit ihr Ego hinten an zu stellen? Denn das Ergebnis (der Honig) ist wichtiger als das Ego. Worauf ist die Führungskraft heute stolz (z. B. immer Retter in der Not) und ist sie bereit, das abzugeben?

2. Vertrauen und loslassen
Zunächst heisst es, Transparenz für die Ergebnisse zu schaffen, damit für jeden jederzeit der Stand der Dinge erkennbar ist. Und dann heisst es: loslassen und nicht mehr die Verantwortung übernehmen! Eingreifen darf die Führungskraft nur noch für eine geänderte Teamzusammensetzung, wenn sich niemand verantwortlich fühlt oder wenn zukunftsorientiertes Handeln notwendig ist.

3. Fortlaufend Ergebnisse liefern
Kunden, auch die internen, wollen regelmässig über den Stand der Ergebnisse informiert werden. Daher sind feste Rhythmen von Vorteil und je kürzer der Zyklus desto wendiger ist das Team. Auf unerwartete Ereignisse kann schneller reagiert werden. Und nicht nur den Kunden hilft dies, auch das Team selbst „sieht“ seine Ergebnisse und somit seine Leistung.

4. Selbstorganisierte Teams
Selbstorganisierte Teams brauchen einen klaren Rahmen (der Bienenstock) in dem die Rahmenbedingungen und das Ziel klar vorgegeben sind. Diesen Rahmen zu stecken ist die ureigenste Aufgabe der Führungskraft. Innerhalb dieses Rahmens können die Teams unabhängig und selber den Weg gestalten. Über den Rahmen kann in ruhigen Momenten mit dem Team diskutiert werden, nicht aber wenn es „brennt“.

5. Kollektive Kultur
An der kollektiven Kultur muss kontinuierlich gearbeitet werden. Hier muss die Führungskraft Vorbild sein. Egoistisches Verhalten oder Star-Allüren haben keinen Platz. Räumt jeder sein Durcheinander auf? Ist jeder bereit, einfache Aufgaben zu erledigen, wenn es erforderlich ist? Ist auch der Hausmeister beim Betriebsausflug dabei? Die Teamleistung belohnen, aber Achtung: nicht den Prozess, sondern nur das Ergebnis.

6. Lernen und Verbessern
Nie den Status quo akzeptieren! Es geht immer besser. Daher ist die stetige Verbesserung im Dauer-Fokus. Und auch Ausprobieren wollen und damit auch Fehler machen dürfen, muss möglich sein. Durch kontinuierliches Experimentieren eine beinahe Perfektion erreichen.

Es wird deutlich, dass die digitale Transformation andere Führungsstile erfordert. Die Führung von Organisationen und Mitarbeitern befindet sich im Wandel. Das Bienenhirten-Model veranschaulicht, dass traditionelle Unternehmensstrukturen im digitalen Zeitalter überholt sind und es neue Führungsgrundsätze braucht, um Teams im digitalen Wandel erfolgreich zu führen. Es erfordert ein Umdenken in den Chefetagen und mehr Eigenständigkeit der Mitarbeitenden. Wie agile Teamführung in der Praxis gelingt, lesen Sie in diesem Beitrag.